Autorenporträt
Der heilige Benedikt soll um 480 in der heutigen Provinz Perugia im umbrischen Apennin geboren worden sein. Seine Zwillingsschwester war die heilige Scholastika. Benedikt ging in Nursia zur Schule und studierte in Rom. Dort sei er von dem Sittenverfall derart schockiert gewesen, dass er sich nach kurzer Zeit in die Berge zu asketisch lebenden Einsiedlern zurückzog. Später soll er drei Jahre lang in einer Höhle bei Subicao, östlich von Rom, allein gelebt haben. Er soll von den dort lebenden Menschen gebeten worden sein, Abt im Kloster in Vicovaro zu werden. Da seine Neuordnungen nicht bei der ganzen Münzgemeinschaft auf Gegenliebe stießen, soll versucht worden sein, ihn zu vergiften. Benedikt soll daraufhin das Kloster verlassen haben und sein eigenes Kloster mit dem Namen San Clemente und weitere Klöster gegründet haben. Immer wieder wurde er von Neidern angefeindet. 529 soll er sich mit seinen Getreuen auf den Monte Cassino zurückgezogen haben, um dort ein Kloster zu gründen und seine berühmte Regel für die Benediktiner zu schreiben. Er soll verschiedene Wunder vollbracht haben und ein hohes Ansehen bei der einheimischen Bevölkerung gehabt haben. Am Gründonnerstag, dem 21. März 547 soll er beim Gebet am Altar – gestützt von seinen Mönchen -verstorben sein.
Impuls
Arbeit ist ein wesentlicher Bestandteil des menschlichen Lebens. Durch Arbeit erfahren wir gesellschaftliche und monetäre Wertschätzung, Gemeinschaft und Sinnerfüllung. Wir können uns und unsere Ideen zum Wohle Anderer verwirklichen. Der heilige Benedikt von Nursia prägte durch die Gründung des Benediktinerordens und das Verfassen seiner Regel wie kaum ein anderer das spirituelle Leben im Europa des Mittelalters. Wichtig ist ihm eine klare Tagesstruktur mit Zeit und Raum für Arbeit und auch für die Schriftlesung. Zu Zeiten Benedikts mag dies eine adäquate Lösung gewesen sein. Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit scheinen aktuell jedoch immer mehr zu verschwimmen. Eine globale Arbeitswelt, in der man immer erreichbar sein soll und Arbeiten von Zuhause aus dem Homeoffice sind gegenwärtige Gegebenheiten. Work-Life-Balance ist der neudeutsche Begriff für die Empfehlung Benedikts. Hierbei können ein klarer Innerer Kompass, Zeit für Besinnung, ein gutes Zeitmanagement, eigene Strukturen, Rituale, ein bewusster Umgang mit Technik, Bewegung, Abwechslung, Zeit für Familie und Freunde sowie Achtsamkeit Schlüssel sein, um sein Leben zu meistern.
Fragen
Was bedeutet mir Arbeit?
Kann ich mit meiner Arbeit das Wohl Anderer mehren?
Wird meine Arbeit wertgeschätzt?
Erfüllt mich meine Arbeit?
Definiere ich mich über meine Arbeit?
Pflege ich eine gesunde Mischung aus Arbeit und Besinnung – Ora et Labora?
Vertiefung
In unserer gegenwärtigen Zeit ist die Arbeitswelt durch Digitalisierung und Automatisierung einer massiven Transformation ausgesetzt. In Paris eröffnete beispielsweise im Juli 2021 eine Pizzeria, in der ausschließliche Roboter arbeiten, die Pazziria. Innerhalb der nächsten Jahre und Jahrzehnte könnten eine Mehrheit der jetzigen Arbeitsplätze ersatzlos wegfallen. Wie sehen dann unsere Arbeitswelt und unsere Gesellschaft aus? Wie können Menschen fair entlohnt werden? Eine der Antworten ist das Modell des bedingungslosen Grundeinkommens, einem staatlichen Grundeinkommen, welches komplett von Arbeit entkoppelt ist. Dieses Model gibt es in ganz verschiedenen Spielarten. Es ist sicher lohnend, sich jetzt schon mit solch einem Baustein der Arbeitswelt der Zukunft auseinandersetzen. Philip Kovce und Birger P. Priddat lassen in ihrem Buch Bedingungsloses Grundeinkommen. Grundlagentexte [1] verschiedene Autoren mit verschiedenen Blickwinkeln zu Wort kommen. Transformation kann nur gelingend gestaltet werden, wenn im Vorfeld neue Modelle erdacht, berechnet und getestet werden.
[1] Philip Kovce / Birger P. Priddat (Hg.), Bedingungsloses Grundeinkommen. Grundlagentexte (Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft 2265), Berlin 2019.