Autorenporträt
Franziskus von Assisi wurde 1181 oder 1182 im umbrischen Assisi geboren. Sein Vater war ein vermögender Tuchhändler. Er bekam eine gute Ausbildung in einer kirchlichen Schule und trat im Alter von 14 Jahren in das Unternehmen seines Vaters ein. Er soll auf Basis seines guten Einkommens einen ausschweifenden Lebensstil gehabt haben. 1202 musste er in den Krieg ziehen und kam in Gefangenschaft. Diese Erfahrung prägte ihn stark. Der Legende nach soll er beim Zug in den nächsten Krieg eine mystische Bekehrungserfahrung gehabt haben. In Folge suchte er oft die Einsamkeit und begab sich auf eine Wallfahrt nach Rom. Es folgten weitere Berufungserlebnisse. Franziskus brach mit seinem Vater und begann ein einfaches Leben als Einsiedler und Bettelmönch. Er gründete den Orden der Franziskaner. Er starb am 3. Oktober 1226. Franziskus hinterließ zahlreiche Gesänge und Gebete. Seine Spiritualität ist von radikaler Einfachheit und Naturverbundenheit geprägt. Bereits 1228 – nur zwei Jahre nach seinem Tod – wurde er heiliggesprochen.
Impuls
Die Kirche auf dem Welschenberg zwischen Mühlheim und Fridingen war von der Mitte des 17. bis Mitte des 18. Jahrhunderts ein bedeutender Wallfahrtsort mit teils mehr als 20.000 Pilgern im Jahr. Die Kirche war einmal eine stattliche Barockkirche, ähnlich der heute noch gut erhaltenen Kirche St. Peter in Sarnen in der Schweiz.
Kirchen sollten in Ihrer Pracht einen Eindruck der Schönheit des Kosmos vermitteln und wurden oft nach vollendeten Proportionen erschaffen. Aber auch die belebte Natur ist Abbild der kosmischen Schönheit.
Heute ist die Kirche eine Ruine, umgeben von wunderschöner Natur. Sie ist Ort der Besinnung und des Andenkens und wird für Andachten, Gottesdienste, Konzerte und Ausstellungen genutzt.
Sie verkörpert für mich die Verbindung von Kirche zum Kosmos, die Spiritualität des heiligen Franziskus von Assisi, der Mond und Gestirne, Feuer, Wasser, Luft und Erde als „Geschwister“ wahrgenommen und wertgeschätzt hat und noch heute als Patron der Ökologie und des Umweltschutzes zu einem tieferen Verständnis der Einheit von Menschen und Kosmos beiträgt.
Fragen
Wie stehe ich zur Natur?
Habe ich mich schon einmal mit der Person des heiligen Franziskus beschäftigt?
Wie stehe ich zu meinen Mitgeschöpfen?
Wie lebe ich die Verbindung mit dem Kosmos?
Schließt meine Spiritualität die Umwelt mit ein?
Wie verstehe ich meine Unendlichkeit in der Endlichkeit?
Vertiefung
Das Bändchen Franziskus von Assisi[1] von Helmut Feld gibt einen Einblick in das Leben und die Spiritualität des Heiligen. Franziskus strebt – statt sich die Natur untertan zu machen – ein brüderliches Verhältnis zu dieser an. Seine Spiritualität findet besonders in seinem Sonnengesang Ausdruck. Diesen schrieb Franziskus in den Jahren 1224 und 1225 in Garten von San Damiano, einem späteren Kloster seiner Gefährtin Klara von Assisis, das inmitten von Feldern und Olivenhainen vor den Toren der Stadt Assisi liegt. An dem Ort befand sich einst die Ruine einer Kapelle inmitten der Natur. Am Kreuz der Kapelle soll Franziskus die Worte „Franziskus, geh hin und stelle mein Haus wieder her, das, wie du siehst, schon ganz verfallen ist“ gehört haben. Die heilige Klara von Assisi ist eine sehr starke Frau, die sich von ihrer Familie und den Vorstellungen ihrer Zeit emanzipierte und ihren eigenen Klarissenorden gründete. Eine Beschäftigung mit der Person der heiligen Klara lohnt sich ebenso. Das kleine Bändchen Klara von Assisi Freundin der Stille – Schwester der Stadt[2]von Martina Kreidler-Kos, Ancilla Röttger, und Niklaus Kuster bietet eine verständliche und differenzierte Annäherung an diese faszinierte Frau.
Der Jesuit Pierre Teilhard de Chardin (1881–1955), Philosoph und Paläontologe, hat sich schon im letzten Jahrhundert sehr weitsichtig mit der Stellung des Mensch(en) im Kosmos[3] auseinandergesetzt. Er geht über die Theorie der Evolution von Darwin hinaus und sieht den Kosmos ganzheitlich und den Menschen nicht als Mittelpunkt der Welt, sondern als eine Art Achse und Ziel der evolutionären Entwicklung. Ein Überdenken der Rolle des Menschen in Bezug zur Natur und zum Kosmos kann sicher hilfreich sein, um die ökologische Krise zu meistern.
Papst Franziskus greift 2015 die Zeilen Laudato Si’(umbrisches Altitaloromanisch für „Gelobt seist du“)- des Sonnengesangs für seine gleichnamige Enzyklika, die mit dem Untertitel über die Sorge für das gemeinsame Haus[4] beschrieben ist, wieder auf und spricht sich im Geiste seines Namenspatrons stark für eine ganzheitliche Ökologie aus.
[1] Helmut Feld, Franziskus von Assisi (C.H. Beck Wissen 2170), München 42017.
[2] Martina Kreidler-Kos / Ancilla Röttger / Niklaus Kuster, Klara von Assisi. Freundin der Stille – Schwester der Stadt (Topos-Taschenbücher Band 561), Kevelaer 42015.
[3] Pierre Teilhard de Chardin, Der Mensch im Kosmos (C.H. Beck Paperback 1055), München 52018.
[4] Papst Franziskus, LAUDATO SI’.