Autorenporträt
Carl Gustav Jung wurde am 28. Juli 1875 in Kesswiel in der Nähe von Kreuzlingen am Schweizer Ufer des Bodensees geboren. Sein Vater Johann Paul Jung war reformierter Pfarrer, dessen Vater Medizinprofessor. Jungs Mutter Emilie war auch Pfarrerstochter. Jung wuchs in Laufen und in Kleinhüningen in der Nähe von Basel auf. Ab 1895 studierte er Humanmedizin an der Universität Basel. Er interessierte sich stark für Spiritismus und parapsychologische Phänomene. Jung spezialisierte sich im Fach Psychiatrie und wurde Assistent von Eugen Bleuer in Zürich wo er 1902 promoviert. Im selben Jahr heiratete er die wohlhabende Emma Rauschenbach, was ihm zeitlebens ein freies Forschen ermöglichte. Er habilitierte sich 1905 bei Bleuer, wurde Oberarzt und außerordentlicher Professor und beliebter Dozent. 1907 begegnete er Sigmund Freud. 1909 eröffnete er in Küssnacht am Zürichsee eine Privatpraxis. Anfangs war Jung Anhänger der freudschen Psychoanalyse, überwarf sich dann aber mit Freud und seinen Theorien und begründete die analytische Psychologie, die weit über die Psychoanalyse hinausgeht und auch spirituelle Dimensionen miteinbezieht. Jung war stets im Austausch mit anderen Naturwissenschaftlern und viel auf Reisen in andere Kulturräume. Er beschäftigte sich mit Alchemie, Astronomie und anderen Religionen. Jung verstarb am 6. Juni 1961 in Küssnacht.
Impuls
In unserer Gesellschaft leben die meisten Menschen wohl ein Leben, das nach Außen gerichtet ist. Aber auch im Inneren sind Schätze zu finden. In Form von inneren Bildern und Träumen. In vielen Hochkulturen wie auch im antiken Ägypten wird den Träumen Beachtung geschenkt und es wird versucht, diese zu deuten. Viele Mystiker und Personen der Bibel folgten inneren Bildern und Träumen. Ein Beispiel für ein treues Befolgen der Träume ist der heilige Joseph, der, anstatt sich von seiner Frau Maria zu trennen, seinem Traum folgt und mit seiner schwangeren Frau nach Ägypten flieht, um das neugeborene Kind in Sicherheit zu bringen. Dies erst ermöglicht die ganze christliche Heilsgeschichte. Das Notieren seiner eigenen Träume in ein Traumtagebuch und die Beschäftigung mit den Inhalten seiner Träume kann ein Einstig sein, sich auch mit diesem sonst verborgenen Bereich des eigenen Lebens zu beschäftigen. Manchen Menschen gelingt sogar die Meisterung der eigenen Träume, das sogenannte „Klarträumen“[1] ein bewusstes Erleben von und ein Steuern der Handlungen in seinen Träumen. Dies kann Freude, aber auch kreative Ideen und Lösungen und sogar Verbesserung im Verhalten mit sich bringen.
Fragen
Wie gehe ich mit meinen Träumen um?
Kann ich mich an meine Träume erinnern?
Hatte ich schon einmal einen Klartraum?
Halte ich Träume in einem Traumtagebuch fest?
Deute ich meine Träume?
Folge ich Erkenntnissen aus meinen Träumen?
Vertiefung
1900 bringt der österreichische Arzt Sigmund Freud sein Buch Traumdeutung heraus, das den Grundstein für die Beschäftigung der Psychoanalyse mit dem Phänomen Traum legt. Carl Gustav Jung, Freuds Schüler, löst sich später von Freud und begründet die analytische Psychologie, die Träume für die persönliche Entwicklung nutzt. Auch die aktuelle Hirnforschung misst den Träumen eine wichtige Bedeutung bei, um Erfahrungen des Wachbewusstseins zu verarbeiten und Gelerntes zu verfestigen. Carl Gustav Jung lohnt es sich im Original zu lesen: Symbole und Traumdeutung[2] ist als eines seiner letzten Werke an ein breites Publikum gerichtet, bietet eine Darstellung seiner Sicht der Träume und deren Deutung und liefert zudem eine Einführung in seine Psychologie. Das kleine Bändchen Jung von Anthony Stevens gibt eine gute Einführung in Leben und Werk.[3] Auch Klarträumen kann man lernen: Auf der Homepage der Zeitschrift Psychologie heute findet sich eine kurze Anleitung[4] und der Verweis auf das Buch Anleitung zum Klarträumen[5] von Daniel Erlacher, das ich empfehlen kann, weil es wissenschaftlich fundiert Theorie und Praxis kompakt zusammenbringt.
[1] Paul Tholey, Haben Traumgestalten ein eigenes Bewusstsein?, in: Gestalt Theory 7 (1985).
[2] C. G. Jung, Symbole und Traumdeutung. Ein erster Zugang zum Unbewußten (Edition C. G. Jung), Ostfildern 102021.
[3] Anthony Stevens, Jung (Herder-Spektrum Bd. 4759 : Meisterdenker), Freiburg im Breisgau 1999.
[4] Anne Kratzer, Klarträumen lernen. Übungsplatz, https://www.psychologie-heute.de/leben/artikel-detailansicht/41272-uebungsplatz-klartraeumen-lernen.html.
[5] Daniel Erlacher, Die nächtliche Traumwelt selbst gestalten, Norderstedt 2010.