Autorenporträt
Der Psalm 62 gehört zu den ganzen, die dem alttestamentlichen König David zugeschrieben werden. Er soll als jüngster Sohn Isais (Jesse) in Bethlehem geboren worden sein und um 1000 vor Christus gelebt haben. In 1 Sam 17 findet sich die bekannte Geschichte, in der David als einfacher Hirtenjunge mit einer Steinschleuder den größeren, stärkeren und mit Bronze und Eisen gepanzerten Philister Goliath tötet. Darauf lässt ihn Saul an seinen Hof bringen. Saul entwickelt Neid auf den jungen, erfolgreichen David und stellt ihn mehrmals auf die Probe. David meistert alle Aufgaben mit Bravour und bekommt dafür Sauls Tochter Michal zur Frau. Weil Saul ihm nach dem Leben trachtet, flieht David von Sauls Hof. In Folge kommt es zu mehreren Begegnungen, bei denen David Saul hätte leicht töten können, aber bewusst darauf verzichtet. Als Saul später im Kampf gegen die Philister stirbt, wird David König. David holt die Bundeslade nach Jerusalem und macht zugleich die Stadt Jerusalem zum Zentrum seines Reiches. So wird die Stadt sowohl weltliches als auch religiöses Zentrum. David wird in der Bibel als Held mit Licht- und Schattenseiten dargestellt: Er ist einfacher Hirtenjunge, empfindsamer Seitenspieler, mutiger Krieger, verspielter Liebhaber, gerechter König, brutaler Ehebrecher, jemand, der seine Gegenspieler eiskalt und strategisch entsorgt, zuletzt ein alter Mann mit Gebrechen, der auf ein bewegtes Leben zurückschauen kann. David ist dabei aber immer ein Mann, der sein Leben immer wieder auf Gott ausrichtet und dem die Beziehung mit Gott immer ein zentrales Anliegen ist.
Impuls
An vielen Stellen an der Oberen Donau sind Kreuze auf Felsen und an markanten Positionen errichtet. Sie zeigen ein klares Bekenntnis der Menschen der Region zum christlichen Glauben. Nimmt man den Psalmisten ernst, so ist Sicherheit nicht in irdischen Dingen, sondern allein in Gott zu finden. Sicherheit und Freiheit werden oft als Gegensatzpaare beschrieben. Besonders in der Sicherheitspolitik findet oft eine Abwägung statt. Man müsse Freiheiten für mehr Sicherheit aufgeben. Für Christen sind Freiheit und Sicherheit gar keine Gegensatzpaare, sondern in der Entschiedenheit für Gott – die vermeintliche weltliche Sicherheit überwindet – findet der Christ Freiheit und Frieden. In dem biblischen Buch der Psalmen gibt es viele Stellen mit starken sprachlichen Bildern, in denen der Psalmist Sicherheit in Gott sucht und findet: Beispielsweise in den Psalmen: 4,3; 9,10; 27,1; 27,3; 46,2; 91,1-2; 91,4 und 118,8
Fragen
Lese ich die Bibel oder andere Weisheitsliteratur?
Was sagt mir die Figur des Königs David?
Was gibt mir Sicherheit?
Was ist mein Fels?
Wer hilft mir?
Wie komme ich zur Ruhe?
Was gibt mir vermeintliche Sicherheit und nimmt mir dafür Freiheit?
Welche vermeintliche Sicherheit kann ich loslassen, um mehr Freiheit zu erfahren?
Vertiefung
Das Buch der Psalmen in der Bibel an sich ist lesenswert. Auch wenn ein zum Saitenspiel gesungener Sprechgesang in unserer Kultur nicht üblich ist, haben die Psalmen eine eigene Schönheit und eine große Tiefe. Die Figur des Königs David, mit all seinen Licht- und Schattenseiten, ist interessant, gerade weil Jesus als zentrale Figur des neuen Testamentes als Sohn Davids in direkter Genealogie zu ihm dargestellt wird. Das Leben und die Taten Davids sind vielfach auch in der Kunst verarbeitet worden. Sehr bekannt ist die über 5 Meter Höhe überlebensgroße Skulptur des Künstlers Michelangelo di Lodovico Buonarroti Simoni (1501–1504) in der Accademia di Belle Arti in Florenz. Der evangelische Theologe und Widerstandskämpfer in der Zeit des Nationalsozialismus Dietrich Bonhoeffer (1906-1945), der durch sein Gedicht Von guten Mächten wunderbar geborgen vielen Menschen bekannt ist, hat ein kleines Bändchen zu den Psalmen verfasst. Er liest und deutet die Psalmen auf Christus hin. Es dient gut als kleine Handreichung zum Thema Psalmen.[1]
[1] Dietrich Bonhoeffer, Die Psalmen – das Gebetbuch der Bibel. Eine Einführung, Giessen 162005.